Jungzüchterprofi Ausbildung - Teil 2

17 interessierte Jungzüchterprofis trafen sich in der LLA Weitau in Tirol, um sich im Bereich Eutergesundheit weiterzubilden.

Eutergesundheit – geht’s der Kuh gut, geht’s dem Bauern gut

Als Referent für das wichtige Aufbaumodul konnte der praktizierende Tierarzt Dr. Raphael Höller aus Niederösterreich gewonnen werden.

Grundlagenwissen als Basis gefestigt

Damit der Wissenstand aller Teilnehmer möglichst einheitlich ist, startete die Vortragsreihe mit den Grundlagenwissen rund ums Euter. Die Anatomie mit allen wesentlichen Faktoren wurde detailliert besprochen. So muss zum Beispiel eine Kuh 500l Blut für die Produktion von 1l Milch durch ihr Euter pumpen. Für die Produktion von 15l Milch muss die gesamte Blutmenge der Kuh 150 mal den Weg des Euters durchqueren. Daher ist es nachvollziehbar, dass der Organismus einer Kuh enormes bewegt.

Bei der Aufzucht von Kalbinnen sollte bereits auf die Energieversorgung geachtet werden, da bereits die Milchdrüsen und das Milchgewebe ausgebildet werden. Im Bereich der Fütterung sollte auf die Salzgaben geachtet werden, da diese zu Wassereinlagerungen und in Folge zu Euterödemen führen kann. Ein Ödem nach dem Abkalben sollte sich 8 bis 10 Tage danach wieder rückbilden.

Um Euterentzündungen vorzubeugen, sollten die Kühe ca. 30 Minuten nach dem Melken im Fressgitter eingesperrt werden. Diese Zeit braucht der Schließmuskel in der Zitze um sich wieder vollständig zu schließen. Einfache Tipps wie diese konnten sich die Teilnehmer im Laufe des gesamten Moduls holen.

Bei der Sezierung eines Euters konnten die TeilnehmerInnen das Innenleben eines Euters hautnah miterleben.

Euterentzündungen führen zu massiven wirtschaftlichen Einbußen

Der Gesamtverlust pro Kuh und klinischer Mastitis gliedert sich in folgende Teile: 53% verminderte Milchproduktion, 35% Remontierung, 5% Arzneimittel und Tierarztkosten, 4% Hemmstoffmilch und 3% sonstige Kosten. Man kann pro Mastitisfall von Gesamtkosten in der Höhe von ca. 500€ sprechen. Besonders interessant ist, dass es bei subklinischer Mastitis zu Leistungsdepressionen von bis zu 5% kommt. Bei einem Stalldurchschnitt in der Höhe von 7.000 Mkg pro Laktation, sind das ca. 2.450,-€. Nach der Bundesauswertung des Arbeitskreises Milch aus dem Jahr 2016 entfallen 32% der Kosten auf die Remontierung. Anhand dieser Auswertung ist klar ersichtlich, das hier noch enormes Verbesserungspotential in den Betrieben liegt.

Hygiene als Mastitis Prophylaxe

Beim maschinellen Milchentzug können sehr viele Fehler passieren, die oft gravierende Folgen haben. Betriebe mit erhöhter Zellzahl sollten sich die Zitzen ihrer Kühe ganz genau ansehen. Denn oft sind kleine Zitzenveränderungen und Schmutz die ersten Indikatoren. Der Ausmelkgrad einer Kuh oder das zu lange Blindmelken kann ebenfalls ein Auslöser für Eutererkrankungen sein. Eine Restmilch von 300 bis 500 ml im Euter ist unproblematisch für die Kuh. Während langes händisches Ausmelken dazu führt, dass die Kuh immer länger für den Melkvorgang braucht, da Rinder Gewohnheitstiere sind.

Ein normaler Zitzengummi sollte nach 750 Betriebsstunden gewechselt werden, Silikon-Zitzengummis haben eine Lebensdauer bis 1400 Betriebsstunden. Die Milchschläuche sollten alle zwei Jahre vollständig gewechselt werden. Die Kosten für ein professionelles Service dankt ihnen die Kuh mit geringerer Zellzahl.

Die Sauberkeit und Hygiene bei der Melkung sind der Schlüssel zu geringer Zellzahl. Bereits beim Vormelken in einen Vormelkbecher sowie die Reinigung des Melkplatzes wird der Grundstein für gesunde Euter gelegt.

Bakteriologische Heilung des Euters ist das Ziel jeder Therapie

Der erste Schritt bei einer Erkrankung des Euters, ist die Untersuchung der Erreger mittels bakteriologischer Untersuchung. Erst dann soll mit einer gezielten Behandlung begonnen und die Wiederherstellung des Wohlbefindens der Kuh gewährleistet werden.

Eine Bestandessanierung ist zeit- und kostenintensiv, erfordert konsequente Umsetzung und muss vom gesamten Betrieb getragen werden. Nur so kann eine langfristige Gesunderhaltung der Euter gewährleistet werden.

Augen auf beim Melkvorgang

Damit alle gelehrten Tipps auch in der Praxis umgesetzt werden können, durften die TeilnehmerInnen am Betrieb vom ZAR-Obmann Stefan Lindner beim Melkvorgang dabei sein. Mit der Melkpraxis wurden so manchen Jungzüchterprofi die geöffnet. Der ruhige und stressfreie Umgang mit den Rindern am Betrieb Lindner viel sofort auf. Da ein Großteil der Milch zu Käse verarbeitet wird – verantwortlich dafür ist Stefans Bruder Andreas – wird vor allem auf die Hygiene ein besonderes Augenmerk gelegt. Ein Vorzeigemelkvorgang, der für die TeilnehmerInnen sehr lehrreich war.