Jungzüchterprofi Ausbildung - Teil 3

Die Grundlagen eines gesunden, kräftigen und effizienten Pflanzenbestandes lehrte Univ. Doz. Dr. Karl Buchgraber.

Dichte, stufige und harmonische Pflanzenbestände sind die Grundlage für qualitativ hochwertiges Grundfutter


29 angehende Jungzüchterprofis versammelten sich von 25. bis 26. November 2017 in der LFS Pyhra in Niederösterreich, um sich im Bereich Futterbau und Grundfutterqualität fortzubilden.

Grünlandwirtschaft ist Kreislaufwirtschaft

Eine dichte Grasnarbe ist entscheidend für die Ertragsmengen und kann nur mit Hilfe vieler Gräser gut erhalten bleiben. Der Gräseranteil im Grünland soll zwischen 50%-60% sein, dadurch ist die Fermentierung bei der Silage besser und ausreichend Masse vorhanden. Der Anteil an Leguminosen beträgt in einem gesunden und stabilen Bestand 10%-30%. Leguminosen, wie Klee und Luzerne sind schwieriger zu silieren, leisten aber einen wertvollen Beitrag zur Stickstoffbindung im Boden.
Der Kräuteranteil von ebenfalls 10-30% im Grünland ist wichtig für die Durchlüftung des Bodens, da diese die größte Wurzelmasse produzieren. Die Wurzeln sind der Motor der Pflanzen. Mit ausreichend Wurzelmasse kann das Grünland permanent Nährstoffe binden und es kommt zu keinen Auswaschungen. Grünland ist somit der beste Schutz der einzigartigen heimischen Wasserqualität.
Spiegelbild des Wurzelwachstums ist das Pflanzenwachstum, deshalb gibt es in Trockenperioden geringeres Wachstum, was auch „Sommerloch“ bezeichnet wird.
Für alle Landwirte, die ihr Grünland intensiv nutzen ist es empfehlenswert, im Rahmen von Nachsaaten auf blattreiche Sorten umzusteigen um den „modernen Pflanzenbestand“ gesund und stabil zu halten.
In etwa die Hälfte der Welternährung kommt über die Veredelung von raufutterverzehrenden Tieren in den Nahrungskreislauf, aus diesem Grund bestätigt sich die Wichtigkeit, aber vor allem die Berechtigung des Rindes in den Grünlandgebieten!

Silierkette muss eine runde Sache sein

Die Grünfutterernte beginnt mit der Mahd des Grases. Das Mähwerk sollte in optimaler Schnitthöhe, zwischen 6 und 7cm eingestellt sein, um den Pflanzenbestand zu schonen. Als Landwirt kann man die richtige Einstellung des Mähwerks ganz einfach kontrollieren, indem man nach der Mahd des ersten Streifens das Bodenbild ansieht. Wenn mehr als 90% des Bodens bzw. Erde sichtbar sind, ist das Mähwerk falsch eingestellt. Hochschnittkufen können die Schnitthöhe nach oben heben und somit den Grasbestand schonen.
DI Alfred Pöllinger, Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein klärte die JungzüchterInnen objektiv über alle technischen Besonderheiten auf und zeigt den ökonomischen Nutzen anhand von Zahlen und Fakten auf.
Die Technik ist stark abhängig von der Region, so ist zum Beispiel in intensiven Gebieten empfehlenswert, einen Mähaufbereiter zu verwenden, um die Abtrocknungszeit und den Abtrocknungsverlauf zu verbessern. Dies kann vor allem bei der Heuwerbung interessant sein, da dadurch viel Energie aufgrund kürzerer Trocknungszeiten eingespart werden kann.
Bereits 550 kg Bröckelverluste entsprechen einem Verlust von 1000 l Milch im Tank, da in den verlorengegangenen Bröckeln das meiste Rohprotein enthalten ist.
Pro Tonne geernteter Trockenmasse muss einem 1 Tonne Gewicht im Silo verdichtet werden, um eine optimale Verdicht und somit auch Gärung im Silo zu gewährleisten. Der beste Fahrer sollte bei der Silageernte immer am Fahrsilo eingesetzt werden, da die richtige Verteilung und Verdichtung des Grases der Schlüssel zum Erfolg ist. Der gesamte Ernteablauf sollte nicht auf Höchstleistungen getrimmt, sondern auf einen „runden“ Ablauf ausgelegt sein.

Grundfutter mit allen Sinnen erleben

Grundfutter verweilt viel länger im Pansen der Rinder als Kraftfutter und braucht ca. 1 Tag zu vollständigen Verdauung. Problematisch ist eine Ration mit verhältnismäßig wenig Struktur, da der Puffer im Pansen fehlt. Um dies genauer zu erklären, muss man sich einen Ballon vorstellen, der bis zur Hälfte mit Pansensaft gefüllt ist und oben drauf befindet sich eine ca. 3-5cm dicke Schicht aus Fasern des Grundfutters. Wenn zu wenig Fasern vorhanden sind, kaut die Kuh weniger wieder und das Kraftfutter ist rascher im „Pansensee“, damit sinkt der pH-Wert des Pansens ab und es kommt schneller zu einer unterwünschten Übersäuerung des Pansens.
Eine optimale Grundfutterqualität ist immer im Spannungsfeld und einem engen Kreislauf aus folgenden Faktoren: Wiesenbestand, Kuh, Bauer, Ökonomie und Ökologie.
Die TeilnehmerInnen des Moduls durften die Grundfutterbewertung mit allen Sinnen erleben. Vor allem beim Geruchstest kann man sehr schnell und einfach feststellen, wie die Gärung im Silo verlaufen ist. Eine Fehlgährung mit zu viel Alkohol riecht ähnlich wie Kälberdurchfall. Ist eine Silage schmierig und enthält Röstaromen, so wurde viel zu nass siliert. Mit einfachen Tricks können die Jungzüchter nun selbst zuhause eine solche Bewertung durchführen.

Texas Longhorn Rinder als Alternative

Eine gehörige Portion Mut, Ausdauer und kreativen Spielraum bewies die Familie Hamersky aus Pöggstall in Niederösterreich als sie die ersten Texas Longhorn-Embryonen von Amerika nach Österreich importierten und somit die erste Zuchtherde Österreichs implementierten.
Micha Hamersky erzählte den TeilnehmerInnen über die vielleicht etwas skurrilen Zuchtziele der Rasse. So wird zum Beispiel neben den Exterieurmerkmalen im Bereich Fundament, Becken und Euter die Hornlänge, die Horndicke sowie der Abstand von Horn zum Ohr vermessen.

Holsteinzucht auf Exterieur und mit Leidenschaft

Im Anschluss an den exklusiven Texas Longhorn-Betrieb besuchten die Jungzüchterprofis den Holsteinzuchtbetrieb der Familie Haider in Artstetten. Der zukünftige Hofübernehmer und Teilnehmer am Jungzüchterprofi, Manuel Haider, zeigte uns Hof, Stall und Tiere. Besonders beeindruckend ist die bekannte „O“-Schaulinie, die das betriebsspezifische Zuchtziel auf Exterieur bestens wiederspiegelt.