Nö. Genetik Generalversammlung in Zwettl

Niederösterreichische Rinderzucht für die Zukunft ausrichten

Bei der Generalversammlung des Nö. Genetik Rinderzuchtverbandes konnte Obmann Buchegger in der Tierzuchthalle Zwettl zahlreiche Ehrengäste und Mitglieder begrüßen!

Im Geschäftsbericht des Obmannes und des Geschäftsführers konnte auf ein erfolgreiches Jahr 2019 zurückgeblickt werden.

Der Obmann berichtete über die Entwicklung der Mitglieder- und HB Kuhzahl, die trockenheitsbedingt leicht rückläufig waren, sowie der Milchleistung. 2019 konnte beim Fleckvieh erstmals eine Jahresleistung von über 8.000 kg Milch verbucht werden, Brown Swiss konnte das Niveau des Vorjahres mit knapp 7.900 kg halten. Auch die Leistung der Holsteinkühe wurde auf knapp 9.600 kg Milch stabilisiert.

In der Vermarktung betont Obman Buchegger die Bedeutung des Exportes, da mit über 6.500 Zuchttieren 83% der vermarkteten Rinder in den Export gehen. Die Kunden finden sich hier genauso in den Nachbarländern der EU, wie in den sogenannten Drittstaaten. Der Export ist für die Aufrechterhaltung der Rinderzucht in den Grünland- und Berggebieten Niederösterreichs von höchster Bedeutung. Hier ist auch die Politik gefordert, in der gesellschaftlichen Diskussion für die Aufrechterhaltung dieser Entwicklungszusammenarbeit über den Export von Zuchtrindern einzutreten und insbesondere die Amtstierärzte zu verteidigen, wenn sie zu Unrecht für die Durchführung der veterinären Abfertigung angegriffen werden.

NÖ Genetik unterstützt die Initiative zur Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln bis zum Teller mit einem Vorstandsbeschluss, der von der Generalversammlung unterstützt wird. Ziel ist es wie zum Beispiel beim Wein, dem Konsumenten die Möglichkeit zur bewussten Entscheidung zu geben. Wenn wie heute 60.000 Kälber exportiert werden und das Fleisch von 100.000 Kälbern importiert wird, um die Nachfrage nach Wienerschnitzel und anderen Gerichten zu decken, so ist das im Sinne der Tiertransporte nachteilig und auch nicht im Interesse des Konsumenten. Mit einer klaren Herkunftskennzeichnung wäre ein wichtiger Schritt zur Transparenz und Steigerung der heimischen Wertschöpfung gesetzt.

Abschließend dankt Obmann Buchegger den politischen Vertretern von Bund und Land, den Veterinärbehörden und den Amtstierärzten für die Unterstützung und erfolgreiche Zusammenarbeit.
In seinem Berichtsteil ging GF DI Zottl auf die aktuellen Entwicklungen ein.  Hierzu gehört die genetische Verbesserung der Herde, wo seit 10 Jahren mit der genomischen Selektion ein Werkzeug zur Effizienzsteigerung zur Verfügung steht. Für die Rinderzucht selbst sind effiziente Tiere die Voraussetzung für eine schlagkräftige Nutzung des Grünlandes und damit für die Pflege der Kulturlandschaft. In den Punkten der gesellschaftlichen Akzeptanz der Rinderzucht fallen die Themen Tierwohl und Tiertransport, sowie die Treibhausgasemissionen aus der Rinderzucht. Gerade in der Frage der THG-Emissionen zeigen aktuelle Studien auf, dass auch hier die Zucht auf Effizienz als nachhaltige Antwort auf diese Frage zu sehen ist.

Die Leistungs- und Populationsentwicklung in den 20 Jahren seit der Fusion der beiden niederösterreichischen Zuchtverbände zum NÖ Genetik Rinderzuchtverband bewies, dass die Züchter mit klarer Strategie Leistungen und die Bestandesgrößen vorantrieben und damit auch die Effizienz in der Milch- und Fleischproduktion deutlich steigern konnten, wie die 200.000kg Kuh Monica am Betrieb Burgstaller eindrucksvoll beweist. Im Zuge dieser Entwicklung wurden von LKV und Zuchtverband innovative, digitale Werkzeuge für Management und Zucht entwickelt und ausgerollt.

In der gesellschaftlichen Diskussion um die Tiertransporte gilt es vor allem die Frage der Zusammenarbeit mit den Kunden in den verschiedenen Ländern und die Erhaltung der Wertschöpfung in den Zuchtbetrieben Niederösterreichs ins Treffen zu führen. In der Klimadiskussion ist es notwendig, den Effekt des Grünlandes auf die Bindung von Treibhausgasen wie Methan und CO2 herauszustreichen.

Erfolge in der Jungzüchterarbeit

In Vertretung des Nö Jungzüchterobmannes Manuel Haider trägt der Obmann der Waldviertler Jungzüchter Lukas Traxler den Bericht vor. Er blickt dabei auf viele Veranstaltungen 2019 zurück, in dem ein Landes- und ein Bundesjungzüchtercup in der Berglandhalle abgehalten wurde. Die restlichen Veranstaltungen 2020 wurden dann aber coronabedingt abgesagt.

Rechnungsabschluss per 31.12.2019

Herr Wagner, vom Raiffeisen Revisions Verband, berichtete im Rechnungsabschluss 2019 von einem auch wirtschaftlich erfolgreichen Jahr, das zu einer positiven Eigenkapitalbildung der Genossenschaft beitrug. Dies bestätigte auch der Vorsitzende des Aufsichtsrates Karl Polt mit den Anträgen, den Gewinn dem Reservenfonds zuzuweisen und die Funktionäre des Vorstandes und Aufsichtsrates zu entlasten.

Anpassung der Statuten an die neue EU Tierzuchtverordnung

DI Karl Zottl stellte die von der EU Tierzuchtverordnung geforderte Statutenerweiterung vor. Neu eingefügt wird § 24 mit der von der EU-Tierzuchtverordnung vorgesehenen Regelung zur Schlichtungseinrichtung. Die Generalversammlung stimmte einstimmig zu.

Ersatzwahlen in den Aufsichtsrat

In der Periode 2017 bis 2021 scheidet Herbert Haubenberger aus. Als Ersatz ist Christian Tober aus St. Oswald nominiert.
In der Periode 2019 bis 2023 scheiden Johann Farngruber und Gregor Übellacker aus. Franz Gansch, aus  Kirnberg/Mank und Johann Lechner aus Altenmarkt/Triesting wurden als Nachfolger nominiert.
Alle Aufsichtsräte wurden einstimmig gewählt.

Grußworte der Ehrengäste

Andrea Wagner, Vizepräs. der LK NÖ betonte die politische Bedeutung des Zukunftsplanes der LK auch für die Züchter und unterstrich, dass die Lebensqualität der Tierhalter nicht auf der Strecke bleiben darf. Nur so ist die Jugend für die Weiterführung der Betriebe zu begeistern. Die Rahmenbedingungen müssen in allen Belangen gegen die Angriffe der NGO’s halten. Abschließend wies sie auf die anstehende Krönung der Milchköniginnen hin und dankte für die Unterstützung in der Diskussion um die Herkunftskennzeichnung der Lebensmittel.

LAbg. Bgm Franz Mold überbrachte einleitend die Grüße von Landeshauptfrau Mikl-Leitner und unterstrich die günstige Lage von Zwettl als Verkehrsknotenpunkt im Waldviertel. Grundsätzlich ist der Bezirk Zwettl mit rund 10% Anteil der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft überdurchschnittlich agrarisch orientiert, wobei der Kartoffelbau und die Zuchtrindervermarktung ein wichtiges Standbein sind. Dass Zuchtrinder nur lebend zum Kunden transportiert werden können, muss in der gesellschaftlichen Diskussion deutlich hervorgehoben werden, ebenso wie der Beitrag der Zuchtviehproduktion zur Erhaltung der Kulturlandschaft.

ZAR Obmann Lindner, sieht im Marktauftritt der Branche eine Herausforderung, die mit der Transparenz in der Export- und Transportabwicklung zu unterstützen ist. Hierbei ist in der derzeitigen Regierungskonstellation eine intensive Abstimmung auch mit den NGO’s notwendig. Gemeinsam Innovationen voranzutreiben ist ein weiterer Schwerpunkt.

Festansprache von Bauernbundobmann DI Georg Strasser

Der Obmann des österreichischen Bauernbundes, NR DI Georg Strasser, zeigte mit seinen Ausführungen die vergangene  Regierungsarbeit auf, wo er auch für die gesellschaftliche Diskussion Gestaltungsspielraum sieht. Der Konflikt zwischen Landwirtschaft und Handel wurde im Frühjahr öffentlich und wird auch in Zukunft spartenspezifisch zu führen sein.

Mit dem Eintreten der Covid-Restriktionen kam es zu einer Verschiebung im Konsumverhalten, was eine Marktentlastung beim Rindfleisch über die Arge Rind notwendig machte. Diese konnte erreicht werden und zur Erholung der Marktpreise beitragen. Die öffentliche Unterstützung der Landwirtschaft im Steuern/Abgaben und Forst Paket konnte erreicht werden und muss nun Wirkung entfalten.

Im Bereich Zucht unterstrich Strasser, dass eine erfolgreiche Grünlandbewirtschaftung auf Grund der wirtschaftlichen Randlage des Grünlandes nur dann möglich bleibt, wenn der Zuchtrinder-
export weiter machbar ist. Diese bäuerliche Realität muss der Gesellschaft vermittelt werden.

Eine finanzielle Unterstützung der Verbände wird es weiterhin geben müssen.
 
Im Sektor Milch ist ein Vergleich mit Südtirol, auf Grund der Autonomie und der wirtschaftlichen Sondersituation dieser Region in Italien sehr schwierig. Dennoch muss festgestellt werden, dass die Südtiroler Genossenschaften ein deutlich strikteres Auftreten, auch den Mitgliedern gegenüber, haben und Solidarität auch einfordern.
Speziell im Kalbfleischsektor ist es eine große Herausforderung, die Kälbertransporte durch heimische Produktion zu ersetzen. Mittelfristig ist es dennoch Ziel, eine österreichische Produktion wieder aufzubauen und damit den Absatz für Kalbfleisch im Speziellen zu entwickeln. Der Konsument kann als Verbündeter gesehen werden, die Auslobung in der Gastronomie und im öffentlichen Einkauf werden zur Motivation beitragen. Ziel ist es die Konsumenten und die für den Einkauf Verantwortlichen zum Nachfragen über Herkunft und Produktion zu motivieren.
Strasser schließt mit einem Dank an die Funktionäre, Bauern sowie die Mitarbeiter, da nur im Zusammenspiel und Zusammenhalt der Erfolg einer Organisation liegt.

Ehrungen und Auszeichnungen

Geprüfte Vererber:
Fleischrinder:
• Fleckvieh: GS Tarzan
Thomas Samm, Grimmenstein
• Weiß Blaue Belgier:
GS Carlos & GS Casimir
Peter Klauser-Kamper, Winzendorf
• Carolais: GS Alex Pp
Fam. Hansl, Pyhra
• Blonde d’ Aquitaine:
GS Blondbull Pp
Fam. Teufel, St. Georgen
Fleckvieh Doppelnutzung
• GS RENEGADE
Fam. Krendl, St. Peter/Au
• GS WIZZARD
Fam. Buchner, Traisen

Besondere Lebensleistung in der Herde:
Neue Ehrung der ZAR für Betriebe, die über zehn 100.000 kg Dauerleistungskühe (DLK) erreichen konnten:
Fam. Rapoldi-Strohmayer, 18 DLK
Fam. Haimberger, Zeillern, 15 DLK
Fam. Hinterderfler, St.Peter, 13 DLK
Fam. Hohl, Rosenauer Wald, 13 DLK
Fam. Bauer, Heidenreichstein, 10 DLK
Fam. Grundböck, St. Veit, 10 DLK
Fam. Ratzberger, St.Peter, 10 DLK
Fam. Steiner, St.Leonhard, 10 DLK

Herausragende Lebensleistung
Fam. Burgstaller, Gföhl,
Kuh Monica mit 200.000 kg Milch
Die dritte Kuh in Österreich, die diese Traummarke erreicht hat.

DI Karl Zottl