Brown Swiss Züchterausflug ins Allgäu

Vergangene Woche von 11. bis 13. Juli 2019 begab sich eine Gruppe interessierter Züchter auf ins Allgäu in die Hochburg der deutschen Brown Swiss Szene. Um 7 Uhr starteten wir los Richtung Birkland, wo wir nach dem Mittagessen und einem kurzen Spaziergang am Starnberger See die erste Betriebsbesichtigung am Programm hatten. Am Betrieb von Josef und Christine Berchtold wurden wir sehr herzlich empfangen, da es Josef schon mehrmals durch seine Tätigkeit für die Zeitschrift Rinderzucht Braunvieh nach Niederösterreich verschlagen hat. Im Stall der Berchtold`s konnten wir unter den rund 70 Kühen einige sehr tolle Kühe aus guten Kuhfamilien bewundern. Allen voran die Stammkuh der stärksten Kuhfamilie im Stall Ace Bärchen. Diese außergewöhnliche Kuh konnte in ihrem Leben an 15 Tierschauen teilnehmen und davon 14 Mal ihre Gruppe gewinnen. 2010/12/14 wurde sie Bundeschampion alt, 2012 Bayernsiegerin am ZLF in München und steht aktuell nach 9 Abkalbungen bei einer Lebensleistung von rund 110.000 kg Milch.

Danach wurden wir mit Kaffee und Kuchen bewirtet und anschließend machten wir uns auf den Weg ins Hotel wo beim Abendessen noch viele lustige und lehrreiche Gespräche gemeinsam mit Josef Berchtold geführt wurden.

Am Freitagvormittag stand der Betrieb von Josef und Caroline Müller in Oberostendorf am Programm. Josef Müller führte uns über den Hof wo neben den 95 Milchkühen auch eine kleine Biogasanlage betrieben wird. Für die Familie Müller hat die Braunviehzucht oberste Priorität, deshalb konnten auch hier Kühe vorgestellt werden, die schon auf Bundesschauen vertreten waren. So stand mit Jongleur Rihanna die amtierende Bayernsiegerin vom ZLF München 2016 im Stall der Müllers. Neben Tierschauen ist der Familie Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft und ein gewisses Maß an Freizeit sehr wichtig. So haben sie die tägliche Futtervorlage und fast die gesamte Außenwirtschaft über Lohnunternehmer organisiert.

Nach dem Mittagessen ging es weiter in den Landkreis Ostallgäu wo wir die Schwayer u. Hofer GbR besichtigten. Auf diesem Betrieb werden rund 280 Kühe und die gesamte weibliche Nachzucht gehalten. Zudem werden eine 400 kW Photovoltaik- und eine 75 kW Biogasanlage betrieben. Hier wurden für uns aus der großen Herde, die in vier Gruppen gehalten wird, rund 30 Kühe separiert die einzeln vorgeführt und besprochen wurden. Beeindruckend dabei war, dass unter diesen Kühen zahlreiche Lebensleistungskühe waren, die teilweise die 100.000er Marke schon überschritten hatten. Neben diesen hervorragenden Kühen wurden auch die Mütter von den bekannten Besamungsstieren Harrison (Harley x Wurlinho) und Bloomberg (Blooming x Prohuvo) vorgestellt.

Interessant war auch zu hören wie die Zusammenarbeit zweier Familien auf einem Hof in einer großen GbR funktioniert und gehandhabt wird. Diesbezüglich konnten nach der Betriebsbesichtigung bei Kaffee und Kuchen noch sehr aufschlussreiche Gespräche mit den Betriebsführern der Schwayer u. Hofer GbR geführt werden.

Am letzten Tag unseres Ausfluges war die erste Station der Ferienhof Guggemoos in Rückholz. Susanne und Christian Guggemoos betreiben gemeinsam mit ihrem Sohn Tobias einen Braunviehzuchtbetrieb mit rund 80 Kühen und bieten auch mit 7 Ferienwohnungen Urlaub am Bauernhof an. Auch auf diesem Betrieb haben die Braunviehzucht und vor allem die Zucht auf gutes Exterieur einen sehr hohen Stellenwert. Die ganze Familie lebt für Tierschauen, so wurde auf ihrem Betriebsgelände vor kurzem eine Jungzüchterschau abgehalten. Das Besondere auf diesem Betrieb war neben den exterieurstarken Kühen die Futtervorlage. Mittels einem stationären Futtermischwagen und einem Förderband über dem Futtertisch wird siebenmal täglich frisches Futter vorgelegt. Durch dieses System verspricht sich der Betriebsführer am Melkroboter mehr Melkungen pro Kuh und Tag, da die Kühe durch die mehrmalige Futtervorlage mehr unterwegs sind und somit öfter zum Roboter gehen.

Die letzte Betriebsbesichtigung war am Samstagnachmittag in Halblech am Hof der Weise und Lang GbR bekannt unter dem Namen Stockingen Dairy.  Auf diesem Betrieb werden 150 Milchkühe – die mit einem Melkkarussell gemolken werden – und die gesamte weibliche Nachzucht gehalten. Die Betriebsführer der Stockingen Dairy züchten seit je her auf gutes Exterieur und setzen dabei vor allem auf Stiere aus sicheren und guten Kuhfamilien egal ob Nachkommens geprüft oder noch genomisch. Den Zuchtwerten der Stiere wird bei den Anpaarungen wenig Beachtung geschenkt, da für sie einfach die Kuhfamilien entscheidend sind. Das große Ziel des Betriebes ist es, künftig keine Kuh mehr zu haben die das Euter unter dem Sprunggelenk trägt, egal wie alt sie ist. Als wir ihre Herde besichtigt hatten, stellten wir fest, dass die Betriebsführer ihrem Ziel schon sehr nahe sind. Interessant war auch die Bauweise ihres Stalles, die Liegeboxen sind in Querreihen angeordnet und auf den Außenseiten des Stalles befinden sich anstatt eines Futtertisches links und rechts jeweils ein Futterband. So gelang es dem Betrieb die Baukosten bei hohem Kuhkomfort und kurzen Laufwegen möglichst gering zu halten.

Nach diesem Betriebsbesuch traten wir unsere Heimreise wieder an, sodass wir wie geplant am Samstag um 22 Uhr wieder zuhause waren.

Für alle Teilnehmer war dieser Ausflug ein besonderes Highlight und dies sorgte für viel Gesprächsstoff auf der Heimreise. Ein besonderer Dank gilt natürlich den Organisatoren und den Betrieben für die außerordentliche Gastfreundschaft und vielleicht starten wir ja in den nächsten Jahren wieder einmal in die Schweiz.

Ing. Gregor Schaubmair