Expo in Kolumbien

Vom 22.-24.September 2017 fand anlässlich der Messe EXPO-Cundinamarca, in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Bogota, eine große Rinderschau für mehrere Rinderrassen statt. Die Einladung des kolumbianischen Zuchtverbandes ASO Simmental-Simbrah, bei der Rinderschau als Preisrichter für die Rasse Fleckvieh zu fungieren, wurde gleichzeitig genutzt um den kolumbianischen Zuchtberatern und Züchtern das Bewertungssystem Fleckscore näher zu bringen.

Auf der Rinderschau wurden über 160 Tiere der Rasse Fleckvieh aufgetrieben und das Preisrichten erstreckte sich über zwei Tage. Im Gegensatz zu europäischen Schauen ist es in Kolumbien üblich, neben Kühen und Stieren auch eine große Anzahl an männlichen und weiblichen Jungtieren zu präsentieren. Die Genetik ist vergleichbar mit heimischen Fleckviehtieren, da die Fleckviehpopulation durch Import von lebenden Tieren, Embryonen und Samen aus Österreich und Deutschland aufgebaut wurde. Auch die aktuellen künstlichen Besamungen werden fast ausschließlich mit europäischer Fleckviehgenetik durchgeführt. Kolumbien ist daher ein wichtiges Exportland für Fleckviehsamen österreichischer Besamungsstationen.

Die Rinderschau startete am Samstag mit den Stieren. Dabei beeindruckte die Qualität der vorgestellten Tiere, welche sich auf internationalem Spitzenniveau zeigten.

Am Sonntag folgte das Preisrichten der weiblichen Tiere mit einer großen Anzahl an weiblichen Jungrindern und Kühen. Die Kalbinnen überzeugten wieder mit ihrem guten Entwicklungsstand und ihrer Korrektheit, wobei bei den Kühen das Euterniveau unserer Breiten noch nicht erreicht wird. Erst in letzter Zeit wird auf die Eutervererbung der eingesetzten Belegstiere verstärkt geachtet. Aufgrund ihrer Eleganz  wurde eine umsatzbetonte Romario-Tochter schlussendlich zur Gesamtsiegerin gekürt.

Die folgenden drei Tage wurden genutzt um sich durch den Besuch auf mehreren Fincas über die Fleckviehzucht in Kolumbien weiter zu informieren und die Züchter über die richtige Anpaarung zu beraten. Auffallend dabei war das große Engagement der Kolumbianer in Sachen Rinderzucht sowie deren Gastfreundschaft.

Auf der riesigen Hochebene rund um die 8 Millionen Einwohner zählende Metropole Bogota, auf ca.2600m Seehöhe, herrscht trotz Äquatornähe ein sehr gemäßigtes Klima, das sich hervorragend für die Rinderhaltung eignet. Ganzjährige Weidehaltung und ausreichend Feuchtigkeit sind die besten Voraussetzungen für günstige Produktionsbedingungen. Neben der Milchproduktion sind noch der Anbau von Schnittblumen in Glashäusern und der Kartoffelanbau wichtige Produktionszweige in der Region. In Kolumbien herrschen auf Grund der geologischen Verhältnisse innerhalb weniger Kilometer sehr viele unterschiedliche Klimazonen. Vom tropischen Klima im Osten bis zum kalttropische Klima in den Hochebenen ist abhängig von der Höhenlage alles anzutreffen. Im südöstlichen Teil wird das Wetter stark vom Amazonasgebiet beeinflusst, hier liegen große Regenwaldgebiete. Die Anbaugebiete für den bekannten kolumbianischen Kaffee befinden sich auf Seehöhen zwischen 1500-2000m.

Fleckvieh eignet sich auf den Hochlagen Kolumbiens hervorragend für die Doppelnutzung, wobei auf Grund der starken Sonneneinstrahlung Tiere mit Pigmentierung bevorzugt werden. In tiefer gelegenen Regionen haben die Rinder zunehmend Probleme mit der Hitze sowie mit Parasitenbefall. Dort heimische Zebu-Rassen besitzen ein anderes Haarkleid und sind dagegen besser geschützt. Um die Fleischleistung und Frohwüchsigkeit zu verbessern wird hier Fleckvieh als Kreuzungspartner eingesetzt. Daraus entstehende Rassen wie Simbrah (Simmental x Braham) werden dann meist für die Fleischproduktion genutzt.

Das Interesse an der Fleckviehzucht, aber auch das Interesse an österreichischer Fleckviehgenetik, ist überraschend hoch. Die Begeisterung spiegelt sich auch an der hohen Anzahl an Embryotransfers wieder, welcher von sehr vielen Züchtern zur Verbesserung der Herden eingesetzt wird. Die Fleckviehpopulation in Kolumbien hat daher noch weiteres Entwicklungspotenzial um den in der Milchproduktion vorherrschenden Milchrassen weiter Konkurrenz zu bieten. Es ist wichtig die gute Zusammenarbeit der Organisationen auch weiterhin zu fördern um damit den Fortschritt der Fleckviehzucht in Kolumbien bestmöglich zu unterstützen.

Ing. Gerald Pollak