Generalversammlung des Nö Genetik Zuchtverbandes

Aus- und Rückblick der Rinderzucht

Bei sommerlichen Temperaturen fand am Samstag, 15. Juni 2019, die Generalversammlung des Nö Genetik Rinderzuchtverbandes in der Berglandhalle statt.

Unter den Ehrengästen fanden sich allen voran der Präsident der LK Niederösterreich NR Ing. Johannes Schmuckenschlager, der Obmannstellvertreter der Rinderzucht Austria, Sebastian Auernig und der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft österreichischer Fleckviehzüchter, Ing. Johann Tanzler, sowie Obmann und Geschäftsführer der Rinderzucht Steiermark Mathias Bischof und Ing. Reinhard Pfleger. Das Land Niederösterreich war mit Vet.Dir. HR Dr. Roßmanith vertreten. Zudem fanden sich die Direktoren der Schulen Gießhübl und Hohenlehen, sowie die Obmänner der MGN und der Mokerei im Mostviertel zur Versammlung genauso ein, wie der Tierzuchtdirketor Dr. Moser der LK Nö und Dr. Führer und Dr. Wetchy von der Genostar Rinderbesamung.

In seinem Bericht musste Obmann Buchegger auf eine durch die Trockenheit des Vorjahres ausgelöste leicht rückläufige Entwicklung der Kuhzahlen hinweisen.  Insgesamt betreut Nö Genetik aktuell knapp 88.000 Herdebuchkühe aller Rassen, die von 3893 Mitgliedern gehalten werden. Damit ist Nö Genetik nach Kühen der größte Zuchtverband Österreichs. In der Vermarktung musste 2018 durch die Verschiebung der Märkte ein schmerzlicher Rückgang, sowohl im Wert, als auch in der Stückzahl hingenommen werden. Im Kalenderjahr 2018 wurden insgesamt knapp 8.300 Zuchttiere vermarktet und davon etwa 75% exportiert. Dies bestätigt die Wichtigkeit des Exportes für die Wertschöpfung in den Grünlandbetrieben Niederösterreichs. Bei den Veranstaltungen kann Nö Genetik im Berichtszeitraum auf eine sehr erfolgreiche Saison zurückblicken. Einerseits konnte mit dem Vereinscup und der Landesfleckviehschau und Auftritten bei den Bundesveranstaltungen Dairy Grand Prix und Bundesbraunviehschau,  sowie am Genostar Fleischrindertag eindrucksvoll die Wettbewerbsstärke der blau gelben Zucht demonstriert werden und auch mit den Jungzüchterevents in Bergland die Freude der nächsten Generation an der Rinderzucht vorgeführt werden.

In seinem Berichtsteil wies Geschäftsführer Zottl zum Einstieg auf die Veränderungen am Zuchtrindermarkt und die Auswirkungen auf die Züchter und Nö Genetik selbst hin. Durch den Wegfall eines großen Abnehmers galt es im Berichtsjahr die Zuchtrinderströme neu zu ordnen und zum Teil neue Märkte zu erschießen bzw. auf bekannten Märkten wieder Fuß zu fassen, was gerade im nationalen und internationalen Wettbewerb sich als durchaus fordernd erwies. Sowohl der hohe niederösterreichische Gesundheitsstatus, als auch die hohe Anpassungsfähigkeit der betreuten Rassen erweist sich hier immer wieder als wesentlicher Vorteil in der Geschäftsanbahnung. Sowohl im Inland, als auch im Export ist der Transport von Zuchtrindern eine Notwendigkeit, die nach bestem technischem Stand abgewickelt wird. Um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Zucht zu erhalten, beteiligt sich Nö Genetik aktiv an relevanten Projekten der ZAR, um einerseits die Weiterentwicklung von Zucht und Zuchtwertschätzung zu betreiben und andererseits - wie mit den Gesundheitszuchtwerten - immer neue Innovationen für die aktiven Züchter anzubieten und für alle Mitglieder die Möglichkeit an der Beteiligung an den neuesten Methoden in Zucht und Selektion offen zu halten. Für Nö Genetik selbst ist es auch in Zukunft von zentraler Bedeutung das System effizient aufzustellen und für jeden Zuchtinteressierten offen zu halten. Nur so kann der gemeinsame Weg zum züchterischen und wirtschaftlichen  Erfolg beschritten werden.

Auch der Nö Jungzüchterobmann rief in seinem Rückblick die Veranstaltungen der Jungend wieder in Erinnerung und zeigte einerseits die fachliche Kompetenz und die Begeisterung für den Umgang mit den Tieren der Jungzüchter auf. Zum Abschluss seines Berichtes gratulierten Obmann und Geschäftsführer dem Jungzüchterobmann Manuel Haider zum erfolgreichen Abschluss der Jungzüchterprofi Ausbildung.

Revisor Wagner trug den Jahresabschluss 2018 und den Revisionsbericht vor und bestätigte damit die Geschäftsgebarung des Nö Genetik Rinderzuchtverbandes. Somit konnte die Generalversammlung die Anträge des Aufsichtsrates, Karl Polt, zur Abdeckung des Verlustes 2018 aus den Reserven, zum Beschluss des Revisionsberichtes und der Entlastung des Vorstandes und Aufsichtsrates leicht beschließen.

Bei den Wahlen gilt es die einstimmige Wiederwahl von Obmann Buchegger hervorzuheben, als auch den wieder und neugewählten Funktionären von Nö Genetik zu gratulieren und für das Engagement zu danken.

Zum Antritt der neuen Periode dankte Obmann Buchegger für das gemeinsame Arbeiten für Nö Genetik allen Funktionären, Mitarbeitern und der Genostar Rinderbesamung, die die Genetik zum Wirtschaften über den Samen anbietet. An die Politik richtet er in dieser auf Bundesebene gespannten Situation einige wichtige Forderungen. Beim Tiertransport herrscht eine immer kritischere Stimmung, hier ist zur Unterstützung aller, die im Rahmen der Gesetze arbeiten, politscher Gegendruck notwendig. Im Grünlandgürtel des Berggebietes ist die Milchkuh die Einkommensbasis. Die Zuchtviehproduktion ist dazu die optimale Ergänzung und ist in dieser Region heimisch und trägt ihren Teil dazu bei, die Landschaft offen zu halten. Es gibt keine Einkommensalternative zur Rinderwirtschaft in diesen Regionen, daher sollte auch in der ersten Säule der GAP bei der Gestaltung der Programme für die kommende Periode an Möglichkeiten für die Mutterkuhhaltung und die Zuchtkalbinnen gedacht werden.

In den Grußworten dankt der AGÖF Obmann Sebastian Auernig Obmann Buchegger für die Zusammenarbeit in der abgelaufenen Periode auch im Vorstand der ZAR. Die angespannte Exportsituation ist den Vertretern der österreichischen Rinderzucht bewusst. Vielfältige Anstrengungen zur Markterschließung werden von ZAR und AGÖF unternommen. Hinsichtlich der nächsten GAP Periode sind Signale an die Bauern gefragt, dass diese wieder Mut zur Produktion haben. Abschließend lädt Auernig noch zum Kongress der Welt Simmental Fleckviehzüchter mit Bundesfleckviehschau im September 2020 ein.

Neben den ausgeschiedenen Funktionären werden die drei Fleckviehzüchter aus Niederösterreich, die es in die Top 10 der österreichischen Auswertung geschafft haben mit einem Ehrendiplom ausgezeichnet. Es sind dies die Familien Andrea und Berhard Heindl, Milchhof Steiner und Johann Ratzberger.

Eine besondere Freude ist es den Jungzüchtern Marin Kurz, 3. Platz Bundesvorführwettbewerb, Sebastian Laudon, Vorführsieg Fleischrinder und Tobias Steiner, Vorführsieg Fleckvieh die ZAR Medaille in Bronze für ihre Erfolge zu verleihen.

Im mit Spannung erwarteten Gastreferat des Präsidenten der LK Niederösterreich NR Ing. Johannes Schmuckenschlager betonte auch er die Bedeutung der Zusammenarbeit und dass er mit offenen Augen und Ohren die Anliegen der Landwirte aufnehmen möchte und vertreten wird. In der aktuellen politischen Situation ist es jedoch schwierig Positionen durchzusetzen. In der EU werden die strukturellen Rahmenbedingungen gesetzt und die Grundlagen für die kommende Periode gelegt. Darüber hinaus sind jedoch Freihandelsabkommen besonders bedeutend. Hier gilt es die eigene Produktion weiter zu forcieren, da es nicht egal ist, wo die Lebensmittel herkommen. Die eigene inländische Produktion ist wichtiger als der Import von globalen Märkten.

Nach der erfolgreichen EU Wahl ist fix, dass Nö Vertreter auch bei den Verhandlungen zum Finanzrahmen dabei sitzen, allerdings werden die finalen Entscheidungen dann im Rat getroffen. Hier ist es in der aktuellen Situation wichtig, aus der Interessensvertretung und dem Parlament die Ziele zu definieren und deren Erreichung zu evaluieren. Die politischen Forderungen zu gekoppelten Prämien in den Bereichen Mutterkuhhaltung und Ackerbau liegen am Tisch und werden auch beantwortet werden. In der 2. Säule der GAP ist das modulare System zu argumentieren und hoffentlich auch zu erhalten. Grundsätzlich gilt es aber auch die Finanzierung des Gesamtsystems für Österreich im Auge zu behalten und Kürzungen zu verhindern.

Unabhängig von der politischen Ausrichtung ist es aber gerade am Lebensmittelmarkt wichtig die Herkunft der Rohstoffe zu beachten und zu deklarieren, damit der Konsument eine bewusste Wahl treffen kann. Selbstverständlich gilt es klar aufzuzeigen, dass mit der Wahl der Herkunft auch die Wahl der Produktionsweise getroffen wird.  Diese gesellschaftliche  Diskussion zu den Belangen tierärztlicher Betreuung und Tiergesundheit ist zu führen und vor allem im Bereich Tierschutz klarzustellen, dass die Deutungshoheit, was darunter zu verstehen ist, wieder in den Produktionsbereich kommt. Denn Bäuerin und Bauer sind zuerst daran interessiert, dass es den Tieren gut geht, schließt Schmuckenschlager seine Ausführungen.

In der Diskussion wird noch angemerkt, dass die Einkommensdifferenz zwischen Industrie und Landwirtschaft zu groß ist.

Mit der Einladung zum Einzelgespräch schließt Obmann Buchegger die Versammlung im 12:00 Uhr.