Nach Irland, der Schweiz und Finnland war diesmal die iberische Halbinsel das Ziel von 40 Landwirten aus dem Pielachtal.
Die reiselustigen Züchter starteten vom Flughafen Wien-Schwechat aus zu einer 5-tägigen Exkursion, die in Porto begann. Zu Beginn des abwechslungsreichen, interessanten Programms stand eine Stadtführung in der sehenswerten Altstadt mit anschließender Bootsfahrt auf dem Fluss Douro am Programm. Von dort aus konnten sich die Landwirte einen guten Überblick über die historischen Gebäude verschaffen, die sich in steilem, felsigen und unwegsamen Gelände präsentierten. Die sechs Brücken, die durchfahren wurden, waren nicht weniger beeindruckend. Eine interessante Portweinführung in der Weinkellerei von Burmester mit anschließender Verkostung begeisterte die Mitreisenden. Ein gemütliches Abendessen mit einem Panoramablick auf den im Abendrot schimmernden Douro rundete den ersten Tag ab.
Genächtigt wurde in einem imposanten Anwesen in Braga, von dem aus man einen gewaltigen Ausblick auf die sehr alte Stadt hatte. Die Hotelanlage von Bom Jesus de Monte, mit ihren gepflegten Gärten und der prunkvollen Kirche, wurde für so manches Erinnerungsfoto genutzt. Mit Spannung, aber auch einer gewissen Skepsis, wurde am zweiten Tag der Besuch einer Muschelfarm inklusive Verkostung erwartet. Auf einem Katamaran wurden die zahlreichen Muschelfarmen in der Bucht von Vigo besichtigt. Ein Highlight der Exkursion war die anschließende Verkostung an Bord. Das Motto "Wos da Bauer ned kennt, isst er ned" traf zum Glück nicht zu, und so verzehrten alle Züchter nach anfänglicher Unsicherheit die angebotenen frischen Muscheln und waren begeistert von der Darbietung.
Von Vigo ging es weiter an die Nordküste nach A Coruña! Beeindruckt waren die Züchter sichtlich vom Herkulesturm und der Aussicht über Stadt und Küste, die sich ihnen bot, nachdem sie die 242 Stufen des Weltkulturerbes erklommen hatten! Eine Rundfahrt im Bus und anschließende Besichtigung der Altstadt zählten ebenfalls zum Programm. Zum Ausklang eines interessanten, abwechslungsreichen Tages durfte ein Besuch in einem ortstypischen Fischlokal nicht fehlen.
Nach einer Nacht, die für so manche etwas zu kurz war, weil die Stadt A Coruña auch ein spannendes Nachtleben bietet, ging es weiter nach Lugo! Die imposante, vier Meter starke Stadtmauer war Teil einer Verteidigungsanlage und präsentierte sich den Exkursionsteilnehmern in sehr gutem Zustand. Im Anschluss stand ein Besuch beim aktuell einzigen Importeur von österreichischem Zuchtvieh, Antonio Barreira, auf dem Programm. Er führte durch sein Anwesen, welches direkt am Jakobsweg liegt, und erklärte, wie er auf die Rasse Fleckvieh gekommen ist. Die aktuell hochpreisige Marktlage macht es für ihn momentan fast unmöglich, Zuchttiere aus Österreich in Spanien an den Mann zu bringen. Die außergewöhnliche spanische Gastfreundlichkeit wurde uns auch im Hause Barreira zuteil. So wurden die Pielachtaler Züchter mit regionalen Köstlichkeiten überhäuft. Eine schmackhafte Besonderheit war sicherlich der geschmorte Kuhschwanz (vulgo Ochsenschlepp). Mit vollgefüllten, kugelrunden Bäuchen ging es weiter zur spitzen Holsteinfarm Ganados Barreira Bascuas SL, die während des Exkursionsbesuchs Ende März den ersten Schnitt vom Feld gebracht hat. Die rund 140 Holsteinkühe, deren Tagesgemelk bei 40 kg Milch lag, werden von Fremdarbeitskräften gemolken. Die großzügige, luftige Stallanlage wartete mit einigen regionalen Eigenheiten, wie z.B. die mit Sand eingestreuten Tiefliegeboxen oder der extrem große Trockensteher-/Abkalbebereich auf. Die Pielachtaler Rinderzüchter konnten so einige Eindrücke und auch Inputs mitnehmen.
Am nächsten Tag führte die Reise weiter durch das schöne Galizien nach Santiago de Compostela. Zuvor machte die Tour noch einen Zwischenstopp am Betrieb von Familie Emanuel Junquera. Vor über 5 Jahren begann die Farm mit dem Zukauf von Fleckvieh aus Niederösterreich. Anfangs noch belächelt und sogar als verrückt erklärt, beeindruckt Emanuel's Fleckviehherde mittlerweile auch seine Berufskollegen aus der Umgebung. Egal ob GS Herztakt, Mint, GS Mix oder GS Hofstatt, die präsentierten Kühe beeindruckten die Pielachtaler mit ihrem außergewöhnlichen Typ, trotz starker Milchleistung und ihrer hervorragenden Euterqualität. Ein selbstfahrender Mischwagen, der überbetrieblich, tagtäglich aktuell von 28 Betrieben die Ration mischt, ist eine Besonderheit, die in Österreich eher selten Anwendung findet. Die Begeisterung des Betriebs Junquera über unseren Besuch schlug sich auch in ihrer Bewirtung nieder.
Nichtsdestotrotz stand mit der Stadt Santiago de Compostela das nächste Reiseziel auf dem Programm. Die historische Stadt mit ihrer beeindruckenden Kathedrale ist der Anziehungspunkt tausender Pilger, die den Jakobsweg auf sich genommen haben. Bei der Führung zeigten sich die Exkursionsteilnehmer beeindruckt von den pompösen Bauwerken, den engen Gassen und den zahllosen Restaurants, die mit regionalen, teilweise exotischen Meeresfrüchten der Region Galiciens aufwarteten. Neben der Altstadt, die auch zum Weltkulturerbe zählt, konnten die Pielachtaler weitere Sehenswürdigkeiten wie z.B. das Kloster San Martiño Pinario, den Park La Alameda oder den Raxoi-Palast besichtigen.
Eine außergewöhnliche Darbietung, der die Gruppe beiwohnen durfte, war sicherlich die Prozession. Santiago ist eine Stadt mit vielen Facetten, kulturellen Schätzen, kulinarischen Highlights und Bars, die die Teilnehmer in vollen Zügen genossen. Leider neigte sich die Exkursion mit dem fünften Tag schon dem Ende zu. Abschließend wurde auf dem Rückweg nach Porto die Hafenstadt Pontevedra besucht. Eine gewaltige Kulisse bot sich den Züchtern bei der letzten Stärkung vor dem Heimflug, die direkt an der Küste des Nordatlantiks eingenommen wurde.
Eine beeindruckende, atemberaubende Reise ging zu Ende, aber die überwältigenden Eindrücke bleiben den Rinderzüchtern aus dem Pielachtal für immer in Erinnerung!
Stefan Mitterböck