Entstehung von Labmagengeschwüren

Optimale Kälberfütterung und der Einfluss auf die Entstehung von Labmagengeschwüren

Die Aufzucht von Kälbern ist ein entscheidender Aspekt in der Rinderhaltung, der nicht nur die Gesundheit und das Wachstum der Tiere beeinflusst, sondern auch die wirtschaftliche Effizienz des Betriebs. Eine optimale Fütterung ist dabei von zentraler Bedeutung, insbesondere in den ersten Lebenswochen, wenn der Verdauungstrakt eine entscheidende Entwicklung durchläuft. In diesem Artikel werden die Grundlagen der Kälberfütterung sowie der Einfluss der Fütterung auf die Entstehung von Labmagengeschwüren behandelt.

 

Die Bedeutung der Kälberfütterung
Die ersten Lebenswochen eines Kalbes sind entscheidend für seine spätere Entwicklung. In dieser Zeit ist der Verdauungstrakt noch nicht vollständig ausgebildet und die Tiere sind auf eine spezielle Ernährung angewiesen, um gesund zu wachsen und sich zu entwickeln. Die Fütterung hat nicht nur Auswirkungen auf das Wachstum, sondern auch auf die Gesundheit des Verdauungssystems, insbesondere des Labmagens.

  • Kolostrumversorgung

Die erste Fütterung eines Kalbes soll Kolostrum sein, das innerhalb der ersten 2 bis 4 Stunden verabreicht werden sollte. Kolostrum ist reich an Antikörpern, Vitaminen und Mineralstoffen, die für die Stärkung des Immunsystems unerlässlich sind. Eine ausreichende Kolostrumaufnahme (mindestens 10% des Körpergewichts) ist entscheidend, um die Abwehrkräfte des Kalbes zu stärken und die Entwicklung des Labmagens zu unterstützen.

  • Milchfütterung

Nach der Kolostrumphase sollte die Fütterung mit Milch oder einem hochwertigen Milchaustauscher fortgesetzt werden. Die Menge an Milch sollte in mehreren kleinen Portionen pro Tag verabreicht werden, um die Verdauung zu optimieren und den Labmagen nicht zu überlasten. Eine tägliche Milchmenge von etwa 8 bis 10 Litern Milch pro Kalb ist in der Regel empfehlenswert. Die Fütterung sollte schrittweise angepasst werden, um eine Überlastung des Labmagens zu vermeiden. Ein Ad libitum Tränkeverfahren wird in den ersten Lebenswochen von Experten empfohlen- hier die angeführten Argumente:

  • Bessere Entwicklung, höhere Tageszunahmen, mehr Widerstandskraft
    • Kraftfutteraufnahme wird gesteigert
    • Weniger Neigung zu Durchfall
    • Weniger Medikamenteneinsatz
    • Artgerechtes Tränkeverfahren
    • Weniger Probleme mit gegenseitigem Besaugen
  • Einführung von Festfutter

Ab etwa 3 bis 4 Wochen sollten Kälber an Festfutter gewöhnt werden. Dies fördert die Entwicklung des Pansens und unterstützt die Umstellung von einer rein milchbasierten Ernährung auf eine ausgewogene Ration aus Heu und Kraftfutter. Die Einführung von hochwertigem, leicht verdaulichen Futter ist entscheidend, um den Labmagen nicht zu überlasten und die Verdauung zu fördern.

 

Einfluss der Fütterung auf Labmagengeschwüre
Labmagengeschwüre sind eine ernsthafte Erkrankung, die bei Kälbern auftreten kann und oft mit einer unzureichenden oder falschen Fütterung in Verbindung gebracht wird. Diese Geschwüre können zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen und die wirtschaftliche Rentabilität eines Betriebes beeinträchtigen

Ursachen von Labmagengeschwüren

Die Hauptursachen für die Entstehung von Labmagengeschwüren sind:

  • Überfütterung: Eine zu hohe Milchmenge oder eine plötzliche Umstellung auf schwer verdauliche Futtermittel kann den Labmagen überlasten und zu einer erhöhten Säureproduktion führen, was das Risiko von Geschwüren erhöht.
  • Futterwechsel: Plötzliche Änderungen in der Fütterung, insbesondere der Übergang von Milch auf Festfutter, können den Labmagen belasten und zu einer unzureichenden Verdauung führen
  • Stressfaktoren wie Transport, Umstallung, Gruppenumstellung und Versteigerungen.
  • Folge von anderen Erkrankungen
  • Nebenwirkung von Medikamenten wie nicht steroidale Antiphlogistika (zu häufig, zu lange)

 

Labmagengeschwüre werden in 4 Kategorien eingeteilt- hier mit den Symptomen

  1. Nicht- perforierende Geschwüre mit geringen klinischen Symptomen- maximal leichte Koliksymptomatik, unregelmäßiger Appetit
  2. Nicht-perforierende Geschwüre mit erheblichem Blutverlust- schwarzer Kot, leichte Bauchschmerzen
  3. Perforierende Geschwüre mit lokaler Bauchfellentzündung- Fieber und/oder deutliche Bauchschmerzen
  4. Perforierende Geschwüre mit akuter, ausgedehnter Bauchfellentzündung- Kälber zeigen Anzeichen eines septischen Schocks und hochgradige Bauchschmerzen

Hinweise auf Labmagengeschwüre:

  • Vermindertes Allgemeinbefinden, Bauchbereich schmerzhaft
  • Herabgesetzte Futteraufnahme
  • Schwarzer Kot
  • Blasse Schleimhäute, frequente Atmung
  • Fieber oder Untertemperatur

Unabhängig von der Art der Fütterung und des Haltungssystems haben je nach Alter bis zu 90% der Kälber oberflächliche Schleimhautläsionen, ohne das erkennbare klinische Erscheinungen auftreten - diese Geschwüre verheilen meist wieder.

Perforierende Labmagengeschwüre treten am häufigsten bei 6-12 Wochen alten Kälbern auf - oft durch den Stress nach einer Vermarktung oder Umstallung.

Der wichtigste Faktor ist ein gutes Tränkemanagement um das Ausmaß der Auswirkungen auf den Labmagen so gering wie möglich zu halten und den Kälbern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen sei es für eine gute Nachzucht oder ein gutes Kalb für die Mäster.

Mag. Lumper